Kleinstadtniveau – Inspiration von der #AFBMC

Das erste Mal seit Beginn der Coronapandemie fand die AllFacebook Konferenz wieder in einer hybriden Version statt. In Berlin berichtete Julia Lupp – Pressesprecherin der Stadt Taunusstein – unter dem Titel „Kleinstadtniveau“ locker und inspirierend von Ihrer Social-Media-Arbeit.

Taunusstein hat 30.500 Einwohner und liegt in der Nähe von Wiesbaden. In den sozialen Medien bringen sie es auf 3.340 Fans auf Facebook und 2.200 Abonnenten auf Instagram. Mit konsequentem Storytelling fördert sie den Zusammenhalt zwischen Bürgern und Verwaltung. „Ich verstehe meinen Job als Schnittstelle – um in beide Richtungen Transparenz, aber auch Augenhöhe herzustellen. Die Instrumente und Kanäle der Kommunikation sind meine Werkzeuge dafür“, sagt Lupp.

Um insbesondere das „miteinander“ statt nur „übereinander“ reden zu fördern, probiert sie auch immer wieder neue Ideen aus. Dazu gehört aber eben auch, nahbar, niedrigschwellig und „unbehördlich“ zu kommunizieren – Humor inbegriffen.

Als im März 2020 fleißig Klopapier gehamstert wurde, machte sie kurzerhand einen kleinen Aprilscherz daraus und bot einen vermeintlichen Toilettenpapier-Lieferdienst der Stadtverwaltung an. Sogar als Sonderedition mit aufgedrucktem Stadtlogo.

Die Aktion sorgte für so viele positive Reaktionen, dass die Stadt kurzerhand entschied, das Ganze in eine echte Spendenaktion umzuwandeln. So kamen nicht nur über 27.000 € für die Tafeln in Taunusstein zusammen, sondern es gab auch ein überregionales Medienecho, über das unter anderem die FAZ berichtete.

Erfolg der Aktion: https://www.facebook.com/rathaus.taunusstein/posts/2279118692394940

Bericht in der FAZ: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/taunusstein-limitiertes-klopapier-bringt-tafel-10-000-euro-ein-16724967.html

Wie in jeder Stadtverwaltung gibt es natürlich auch ernste Themen, bei denen man auf die Mitarbeit der Bürger angewiesen ist. So auch im Sommer 2020, als eine Wasserknappheit drohte. Es stand die Frage im Raum, wie die Bürger am besten motivieren werden können, ihr Verhalten zu ändern. Julia Lupp und die Stadt entschieden sich für eine Mischung aus informieren und motivieren.

Kurz und knackig setzte sie die drei wichtigsten Fragen zum Thema Wasserknappheit als Beitrag um und bat auch die Bürger um ihre besten Tipps zum Wassersparen:
https://www.facebook.com/rathaus.taunusstein/photos/a.1906051759701637/2354981174808691

Aber auch hier gab es eine humorvolle Ergänzung: ein Gewinnspiel um den schönsten ungewässerten Rasen per Fotobeweis. Als Dankeschön für das Wassersparen gab es Karten für das städtische Freibad zu gewinnen. Da konnten sich selbst die Bürger aus der Nachbargemeinde nicht verkneifen, das ein oder andere Bild zu posten.
Knuspriger Rasen – Gewinnspiel: https://www.facebook.com/rathaus.taunusstein/photos/a.1906051759701637/2354820038158138/

Natürlich ist immer die Frage, wie lange so eine Verhaltensänderung nachwirkt und anhält, räumt die Pressesprecherin ein. Aber zumindest in diesem Zeitraum erhielt das Thema eine angemessene Aufmerksamkeit. Und gerade bei solchen Themen, die tief an den eigenen Gewohnheiten rütteln, sei ein langer Atem gefragt, um wirklich etwas zu verändern.

Auf die Frage, wie viel Zeit sie auf den Social Media Bereich verwenden darf, antwortet Julia Lupp, dass sie die Prioritäten weitestgehend selbst setzt, die Übergänge ohnehin fließend seien und oft ineinandergriffen. Rund ein Drittel würde sie in etwa schätzen.

Rund 95 % der Inhalte produziert die Pressestelle selbst. Agenturen oder Videoteams beauftragen sie nur selten. Ihre wichtigsten Werkzeuge sind vor allem Smartphone-Kamera und Smartphone-Mikrofon für den stadteigenen Podcast. Zur Planung der Beiträge nutzt sie das Creator-Studio und Trello für die Redaktionsplanung im Team.

Zum Abschluss noch drei Tipps von Julia Lupp für andere Social Media Verantwortliche:

  1. Klar priorisieren: Welchen Social-Media-Kanal wollen wir nutzen, wen wollen wir erreichen. Lieber ein guter Kanal als drei halbherzige, weil man den Content nicht spezifisch aufbereiten kann und mit dem Communitymanagement nicht hinterherkommt.
  2. Standardisieren, was man standardisieren kann und das Tagesgeschäft effizient aufsetzen.
  3. Und als letzten Tipp: Ausprobieren! Verwaltungs-Accounts müssen nichts verkaufen, werden nicht an Conversions gemessen. Wenn ein Post nicht so läuft, gibt es das nächste Mal einen anderen. Die Bürgerinnen und Bürger sind froh, wenn sie überhaupt einen einfachen Draht zu ihrer Stadt geboten bekommen und erwarten keine durchgestylten Posts. Und Shitstorms sind so viel seltener, als die meisten befürchten. Hauptsache loslegen!

In diesem Sinne – auch als Gesamtfazit von der AFBMC: Weniger Angst, mehr machen und ausprobieren.

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